Gänsehaut garantiert - Spektakuläre Totenkulte weltweit

Den Verwandten den Geiern zum Fraß vorwerfen, auf dem Friedhof bunte feste Feiern und Oma wieder aus ihrem Grab ausbuddeln? Was sich für uns wie ein morbider Scherz anhört, hat in anderen Ländern eine lange Tradition. Hier sind drei der unglaublichsten Totenkulte der Welt.

Den Verwandten den Geiern zum Fraß vorwerfen, auf dem Friedhof bunte feste Feiern und Oma wieder aus ihrem Grab ausbuddeln? Was sich für uns wie ein morbider Scherz anhört, hat in anderen Ländern eine lange Tradition. Hier sind drei der unglaublichsten Totenkulte der Welt.


Inhalt

  1. Zerstückelt und von Geiern verschlungen ins Himmelreich
  2. Einladung an die Toten
  3. Die Zombies von Sulawesi

Geiern auf dem Grab

Zerstückelt und von Geiern verschlungen ins Himmelreich 

Für viele Tibeter bedeutet der Tod nicht das Ende. Während bei uns sich der Bestatter um den Leichnam kümmert, bahren sie ihre Toten einige Tage daheim auf. Er erhält Essen und ein buddhistischer Geistlicher beschwört die Seele, den Körper zu verlassen. Doch was am Tag der Bestattung erfolgt, ist noch bizarrer und nichts für schwache Nerven. Der Leichenbestatter legt den Toten ins Freie auf einen Bestattungsplatz, schneidet ihn auf und trennt Fleischstücke heraus.

Und warum das Ganze? Gierige Geier sollen den Leichnam verschlingen. Allerdings ist dies noch nicht das Ende des für uns morbiden Festes. Die verbleibenden Knochen pulverisiert und der Bestatter bricht mit einem Stein den Schädel auf, während er Mantras spricht. Anschließend vermengt er den Knochenstaub mit dem zerkleinerten Gehirn, bevor die Geier als heilige Vögel auch diese Masse fressen dürfen.

Was sich so gruselig und barbarisch anhört, birgt eine gewisse Logik: Die großen Aasfresser tragen so den Verstorbenen ins Bardo und damit in einen Bereich zwischen dem Tod und der Wiedergeburt. Obgleich diese Himmelsbestattung für den Buddhismus eher unüblich ist, findet sie neben den klassischen Erd- und Feuerbestattungen noch regelmäßig statt. Wer sich traut, dieses eigenwillige Ritual live mitzuerleben, sollte seine Reise nach Tibet am besten mit einem Veranstalter mit Kontakten zu Experten vor Ort organisieren lassen. Auch der Bergsteiger Reinhold Messner durfte es im Himalaja einmal beobachten und empfand es nach einem anfänglichen Ekel als würdevoll.

Volksfest für Verstorbenen

Einladung an die Toten

Im beliebten Urlaubsland Mexiko mit Top-Reisezielen wie Cancun und Cabo San Lucas gedenken die Einheimischen am „Dia de los Muertos“ bzw. der „Tag der Toten“ den Verstorbenen auf besondere Weise. Es ist kein touristischer Gag, sondern ein uralter Brauch, den bereits die Azteken pflegten.

Zwischen dem 31.Oktober und 2. November findet ein buntes Volksfest statt, um die Verstorbenen daheim einzuladen. An vielen öffentlichen Plätzen und in den Häusern bauen die Menschen Altäre auf. Sie werden mit orangefarbenen Blüten, den Bildern der Toten, dem süßen Totenbrot Pan de Muerto und Kerzen geschmückt. Auch Zuckertotenköpfe und Marzipan zählen dazu. Mit diesen Schreinen ehren die Mexikaner ihre Verstorbenen und möchten sie anlocken, denn an diesen besonderen Tagen im Jahr dürfen die Toten ihr Reich verlassen und zu uns zurückkehren. Angst vor den Geistern hat keiner.

Am 2. November verabschieden sich die Hinterbliebenen von dem Besuch aus dem Jenseits und treffen sich zu einer feucht-fröhlichen Party auf dem Friedhof. Sie trinken Tequila, schunkeln zur Musik der Mariachi und zünden nach Einbruch der Dunkelheit Hunderte von Kerzen an. Das Fest ist nun zu Ende, bis im kommenden Jahr die Toten erneut zurückkehren. Wen wundert es bei so viel Skurrilität, dass diese Feierlichkeiten längst von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit gekürt worden sind.

Die Zombies von Sulawesi

Die Totenruhe ist für uns etwas elementar Wichtiges, weswegen sie sogar im Gesetz verankert ist. Doch bei dem Volk der Toraja auf der indonesischen Insel Sulawesi ist dies wegen ihrer Naturreligion namens Aluk anders. Sie graben ihre Toten regelmäßig aus und lassen sie wie Zombies durch den Ort marschieren. Dieser Totenkult hat bereits so viel Aufmerksamkeit erregt, dass er Reisende aus der ganzen Welt auf der Suche nach Gänsehautmomenten anlockt.

Für die Toraja ist der Weg ins Totenreich Puya lang und beschwerlich. Für mehrere Wochen oder sogar Monate verbleibt der Leichnam in seinem Haus und wird von der Familie gepflegt. Langsam verwest er vor sich hin, doch tot ist die Person für die Toraja immer noch nicht. Sie reinigen ihn, kleiden ihn an und geben ihm zu essen. Der für uns makaberste Teil folgt allerdings noch.

Einmal jährlich holen die Hinterbliebenen die Toten aus Gruften, Gräbern und Grotten, um ihre Kleidung zu wechseln. Für sie leben diese Personen trotz ihres gruseligen Aussehens. Wie selbstverständlich tragen die Männer und Frauen die leblosen, stark verwesten Körper in senkrechter Position durchs Dorf, was für das westliche Auge das Bild von einem wahr gewordenen Horrorfilm abgibt.

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